Gênes Archive ist Teil eines Arbeitszyklus, den Zürrer 2020 während ihres Atelierstipendiums in Genua begann. Es besteht aus 4 verschiedenen auf Keilrahmen aufgezogenen Geweben und einem Rollladenregal mit Archivordnern und -boxen. Die Gewebe unterscheiden sich in ihrer Webbindung oder dem verwendeten Material und wurden auf drei verschiedenen Webstühlen hergestellt. Die Ordner und Boxen enthalten Zürrers theoretische Recherche, Dokumentationen und gesammelte Objekte, die fortlaufend erweitert werden.
In ihren Recherchen widmete sich Zürrer intensiv der Geschichte des Webens und vertiefte ihre Kenntnisse über den Ursprung des Jeansstoffes, der seinen Namen und Geburtsort von und in der italienischen Hafenstadt Genua hat. Die Legende, dass Jeansstoff der klassische Stoff des Genueser Hafens war, führte zu weiteren Nachforschungen über die Hafengeschichte, Containerschiffe und den politischen Aktivismus der Genueser Hafenarbeiter*Innen. Diese verhindern mit Streiks seit 2019 Waffenlieferungen in Kriegs- und Konfliktzonen. Zu den praktischen Recherchen gehört unter anderem das Auftrennen einer Jeans in einzelne Fäden, um sie in einer anderen Bindung neu zu verweben, sowie der Bau eines bronzezeitlichen Gewichtswebstuhls, auf dem erstmals die für Jeansstoff typische Köperbindung hergestellt wurde.
In der Arbeit wird der Archiv- Rollwagen zum Objekt, einzig die Labels auf den Ordner und Boxen geben Hinweise zur Recherche dahinter.
In Gênes Archive werden die Themen des Aktivismus für bessere Arbeitsbedingungen, Arbeitsrechte und ethischen Arbeitsweise welche seit jeher eng mit der Textilindustrie verknüpft sind, mit dem Sinnbild der Arbeitsbekleidung, der Jeans verwoben.