In „The Polychrome Antiquity Campaign“ startete Selina Zürrer eine Kampagne, damit der Fakt der Polychromen Antike mehr Beachtung erhält. Er beinhaltet, dass antike Bauten und Skulpturen nicht wie oft angenommen weiss, sondern sehr bunt bemalt waren. Dieser Fakt ist eigentlich bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt, doch bis ins 19. Jahrhundert wurde noch über Art und Umfang der Bemalung gestritten. Seit den 1960er Jahren wurde mithilfe einer neuen Forschungsmethode, dem ultravioletten Licht, die ursprüngliche Bemalung weiter erforscht.
Trotz der Wanderausstellung „Bunte Götter“, welche vom Archäologen Vinzenz Brinkmann initiiert wurde, ist die Polychrome Antike noch immer nicht in unserem kollektiven Gedächtnis angekommen.
In ihrer Recherchearbeit stiess Zürrer auf immer mehr Themen, die für sie in starker Verbindung zur Thematik der Antiken Polychromie und ihrer Wahrnehmung stehen. Dazu gehören: Zitierungen der Antike, veränderte Wahrnehmung durch Farbigkeit und Geschichtsschreibungen die revidiert werden müssten. Konkrete Beispiele sind dabei die Referenzierung der Antike, in der Bauweise von politischen Gebäuden, als Sinnbild für Demokratie oder die veränderte Wahrnehmung von schwarzweiss Fotografien nach deren digitaler Kolorierung. Des weiteren, dass die auf archäologischen Erkenntnissen basierte Geschichtsschreibung gefärbt ist durch das männliche Rollenverständnis des 19. Jahrhunderts.
Diese und weitere Themen wurden von Zürrer auf der Website, die den digitalen Teil der Arbeit bildet, (https://www.polychromeantiquity.com) auf der Links und Media Seite gesammelt. Die Website beinhaltet des Weiteren einen Webshop mit Kampagnengegenständen, mit dem von ihr designten Polychrome Antiquity Logo, einen Instagram Feed, auf dem Fotos mit dem Hashtag #polychromeantiquity automatisch veröffentlicht werden, und ein Forum, in dem man über die Polychrome Antike diskutieren kann.
Der physische Teil der Arbeit besteht aus der Imitation eines Kampagnenstandes, mit Banner, den weiterführenden Informationen und den Kampagnengegenständen.
In „The Polychrome Antiquity Campaign“ eignete sich Zürrer das Medium der Kampagne an. Das Logo wie auch der Kampagnenstand referenzieren eine politische Ästhetik. Mit der Kampagne möchte sie mehr Aufmerksamkeit für den Fakt der Polychromen Antike, welcher, obwohl seit Ende des 19. Jahrhunderts unbestritten, immer noch nicht in unserem kollektiven Gedächtnis angekommen ist, generieren. Mit dieser Arbeit hinterfragt Zürrer die Rolle der Antike in ihrer Beeinflussung der Gesellschaft und der Politik im Laufe der Zeit.
Was würde sich verändern, wenn der Fakt der Polychromen Antike in unserem kollektiven Gedächtnis ankäme?